Mitte der 70er Jahre begann Gilels seine gesellschaftliche Tätigkeit einzuschränken. Er verließ die Wettbewerbs-Jurys und hörte auf zu unterrichten.
Anfang der 80er erstaunte Gilels die Zuhörer mit der Wiederaufnahme der Symphonischen Etüden von Schumann und den Paganini-Variationen von Brahms in sein Repertoire, die er in früheren Jahren schon gespielt hatte. Er spielte zum ersten Mal die Beethoven Sonate op. 106, die „Hammerklaviersonate“ auf der Bühne. In den langsamen Schumann- und Brahms-Stücken und in dem langsamen Satz der Sonate dehnte sich sein Ton so lang, dass es den physikalischen Möglichkeiten des Klaviers zu widersprechen schien. Er schuf eine besondere Klangwelt, erfüllt von plastisch gestalteter Polyphonie. In diesen Jahren gingen erstmals die Behauptungen, Gilels sei nur ein „Virtuose“, etwas zurück. Er spielte die „Hammerklaviersonate“ von Beethoven zum ersten Mal für das Moskauer Publikum am 24. und 26. Januar 1984 (oftmals musste er das gleiche Programm ein weiteres Mal spielen, da der Ansturm sehr groß war).
Zum letzten Mal in seinem Leben betrat Emil Gilels am 12. September 1985 in Helsinki die Bühne. Er spielte Scarlatti-Sonaten, die Suite „Pour le piano“ von Debussy und die „Hammerklaviersonate“. Nach seiner Rückkehr nach Moskau musste er sich aufgrund von Unwohlsein ins Krankenhaus begeben. Doch durch nichts zeichnete sich die bevorstehende Katastrophe ab. Am 14.Oktober 1985 starb Gilels.
Er war nicht in der Lage, die Aufnahmen aller Sonaten und Variationen von Beethoven vor seinem Tode abzuschließen. Nicht aufgenommen werden konnten die 1., 9., 22., 24. und 32. Sonate sowie die Diabelli-Variationen. Sein Werk erfordert heute ein ganz neues Fassungsvermögen, besonderes nach zwei Jahrzehnten des Schweigens und der offenen Verunglimpfung seines Namens.
Nach wie vor bleibt Gilels als grandioser Pianist im Gedächtnis der Menschen. Seine Aufnahmen bezeugen dies und sind der Beweis seiner Kunst auch nach seinem Tode.